Mark G.

Ich überlasse die Nachlese wieder den bewährten Autorenhänden Pi-Jays... Ich möchte mich an dieser Stelle auf jeden Fall aber noch einmal bei dem vorzüglichen CinemaxX-Team bedanken, vor allem auch bei Walter Liebold, Torben Schiller und dem technischen Team, das vorbildlich gearbeitet hat!

Mein Dank gilt auch noch Universal, Capelight, SamFilm, Central, Walt Disney, Paramount, Universum und Senator, die uns ihre Filme für den Sneakmarathon zur Verfügung gestellt haben - immerhin starten zwei der gezeigten Filme erst im nächsten Jahr.

Ein Dankeschön auch an Universal, Warner Bros., Paramount, Constantin, Concorde, Universum, Kinowelt und 20th Century Fox, die uns wieder großzügig mit Goodies versorgt haben.

Ein herzliches Danke auch an Regisseur Marc Rothemund, der trotz schönstem Grillwetter (O-Ton) den Weg ins Münchner CinemaxX fand...

 

Pi-Jays Fazit:

Als vor einigen Monaten im Forum die Rufe nach einer Wiederauflage des Sneak-Marathons laut und immer lauter wurden, gerieten Mark G.s Überzeugungen, dieses Wagnis nach dem, gemessen an den Besucherzahlen, eher bescheidenen Auftakt kein zweites Mal einzugehen, ins Wanken. Mit der Verlagerung des Veranstaltungsortes nach München, immerhin nicht nur selbsternannte Weltstadt mit Herz, sondern auch die Filmmetropole Deutschlands, schien zudem sichergestellt, dass der Marathon in diesem Jahr mehr Aufmerksamkeit erfahren würde, immerhin leben in München ungefähr fünf Mal so viele Menschen wie in der InsideKino-Heimat Augsburg, darunter wohl auch zahllose Filmverrückte, die sich auf solch ein Abenteuer einlassen würden. Auch in diesem Jahr hatten wir im örtlichen Cinemaxx einen enthusiastischen Befürworter, die Verleiher waren (wenn das überhaupt möglich ist) noch kooperativer und stellten uns tolle Filme und zahlreiche Goodies zur Verfügung – was konnte also schief gehen?

 

Anders als im vergangenen Jahr gab es beim zweiten Sneak-Marathon keinen Klassiker, sondern nur neue Filme, von denen zwei sogar erst 2011 zu sehen sein werden und die anderen frühestens im Herbst. Wieder gab es ein begleitendes Ratespiel um die Filmtitel, und es ist erfreulich, dass die Hälfte auch richtig getippt wurde. Na, wer hätte sie erkannt?

 

Superbad – Ich - Einfach unverbesserlich

Das Imperium schlägt zurück – Maos letzter Tänzer

Almost Famous – Groupies bleiben nicht zum Frühstück

Schatten der Vergangenheit – Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Trennung mit Hindernissen – Der Auftragslover

Wenn der Vater mit dem Sohne – The Road

Nichts als Ärger mit dem Typ – Dinner für Spinner

 

Ich - Einfach unverbesserlich

Als die große Pyramide von Gizeh gestohlen wird, erwacht der Ehrgeiz des Superschurken Gru, sich als größter Bösewicht aller Zeiten hervorzutun, indem er den Mond stiehlt. Dafür braucht er nicht nur die Hilfe seiner treu ergebenen Midgets, sondern auch die dreier Waisenmädchen, die ebenfalls lange Finger machen: Sie stehlen Grus Herz…

Schon die Trailer versprachen einen großen Spaß und den vielleicht besten Animationsfilm des Jahres, und man kann sagen, dass der Film die an ihn gestellten Erwartungen voll erfüllt. Gru hat schon beinahe etwas Mephistolisches, wenn er das Böse will und doch das Gute schafft, die Midgets sind so knuffig, dass man sich wünschte, ein paar mit nach Hause nehmen zu können, und in den Bildhintergründen und Nebensträngen verbergen sich so viele Gags und Anspielungen wie in wohl keinem anderen Animationsfilm in diesem Jahr. Das alles macht Despicable Me zu einem unverschämt großen Vergnügen.

2

 

Dieser Auftakt hatte es in sich. Das Publikum, das leider nicht ganz so zahlreich ins Kino geströmt war wie erhofft, war begeistert. Die Stimmung konnte nicht besser sein und übertraf sogar noch die des letzten Marathons, aber leider, leider spielten weder das Wetter noch die Münchener mit. Während wieder zahlreiche InsideKino-Leser aus der ganzen Republik anreisten, zeigten uns die Münchener weitestgehend die kalte Schulter, und Petrus hört wohl lieber Radio. Es sieht so aus, als habe München wohl doch kein so großes Herz, zumindest scheint es nicht für den Film zu schlagen. Da passt es ja, dass Berlin und Köln der Stadt in dieser Beziehung inzwischen den Rang abgelaufen haben…

 

Maos letzter Tänzer

Als kleiner Junge wird Li aus seinem Elterhaus geholt und nach Peking geschickt, wo er zum Balletttänzer ausgebildet wird. Anfang der 1980er Jahre kommt er als Gaststudent nach Houston, wo er eine glänzende Karriere beginnt. Doch das kommunistische China hat sich erst ein klein wenig zum bösen, imperialistischen Westen geöffnet, und als Li beabsichtigt, in den USA zu bleiben, ist die Katastrophe vorprogrammiert.

Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit und spielt gekonnt mit den Emotionen des Publikums. Das erste Drittel, das sich stark mit Lis Zeit in China beschäftigt, beginnt etwas langsam, aber spätestens wenn der Held sich verliebt und den Kommunisten die Stirn bietet, wird man von der Geschichte gepackt. Das Ende ist großes Kino, und man sollte unbedingt ein Taschentuch bereit halten.

2-

 

Für mich zählte Maos letzter Tänzer schon Anfang des Jahres zu den Favoriten von 2010, und der Film hat auch fast alle Erwartungen erfüllt. Der Film kam beim Publikum gut an, und die Stimmung wurde mit dem nächsten Film noch besser. Zur Einstimmung kam ein Überraschungsgast auf die Bühne: Marc Rothemund, der Regisseur von Groupies bleiben nicht zum Frühstück, der uns mit interessanten Hintergrundinformationen und amüsanten Anekdoten unterhielt.

 

 

Groupies bleiben nicht zum Frühstück

Lila war ein Jahr als Austauschschülerin in den USA, in einem kleinen Kaff in der tiefsten Provinz, das nicht einmal Internetzugang hat. So weiß sie nichts von der neuen Band, die gerade für Furore sorgt, und verliebt sich ahnungslos in Leadsänger Criz…

Romantische Komödien, noch dazu für Teenager, sind ja für ein Publikum jenseits der 25 bisweilen eher schwer zu ertragen. Der Film verlässt sich voll und ganz auf die bewährten Erzählmuster des Genres, zitiert auch gelegentlich berühmte Vorbilder – und ist doch so charmant, witzig und beschwingt, als würde er die RomCom neu erfinden. Die spielfreudigen Hauptdarsteller begeistern rasch das Publikum, die Songs passen perfekt zur sommerlich-leichten Inszenierung, so dass man den Film mit einem guten Gefühl verlässt.

3

 

Dem Publikum hat der Film außerordentlich gut gefallen, wie spontaner Szenenapplaus und die zufriedenen Gesichter nach dem Abspann bewiesen. Damit lag beinahe die erste Hälfte des Marathons hinter uns, und zur Stärkung ging es ins hauseigene Restaurant, wo die Teilnehmer sich bei einem leckeren Essen auf die folgenden Filme freuen und darüber spekulieren konnten, ob darunter wohl der Streifen sein würde, auf den die meisten hofften: Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt. Zunächst gab es aber noch ein paar kleine Geschenke in Form von Goodies, die die Verleiher großzügig gesponsert hatten: DVDs, Bücher, Soundtracks, T-Shirts und jede Menge Kleinigkeiten. Dann wurde von Mark G. die Frage nach dem nächsten Film beantwortet: Ja, er ist es…

 

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Scott (Michael Cera) ist Anfang Zwanzig, ein wenig ziellos und spielt in einer Band. Er datet eine High-School-Schülerin, verliebt sich dann aber Hals über Kopf in die geheimnisvolle Ramona. Doch die wird von ihren sieben bösen Ex-Lovern verfolgt, die Scott zu Duellen auf Leben und Tod herausfordern.

Die Story ist schon ziemlich ungewöhnlich und ein klein wenig überzogen, daher verwundert es nicht, wenn man erfährt, dass es sich um eine Comicverfilmung handelt. Dank einer innovativen Inszenierung verleugnet der Film in keiner Sekunde seine Herkunft, sondern schreit sie geradezu stolz heraus. Da gibt es Übermalungen und Lautmalerei, extrem rasante Schnitte und schräge Einstellungen, zudem zitieren die Macher nach Herzenslust die Geschichte der Popkultur, insbesondere die Bildsprache der frühen Computerspiele. Für das Auge ist das eine Zeitlang sehr gewöhnungsbedürftig, und der Filmliebhaber staunt darüber, wie rotzfrech mit Konventionen und Sehgewohnheiten gebrochen wird. Leider nutzt sich die Bildsprache mit der Zeit etwas ab, da die Geschichte an sich nicht wirklich überzeugen kann, denn zu sehr ähneln sich die einzelnen Episoden. Doch die sympathischen, im besten Sinne verrückten Charaktere machen etliche Schwächen wieder wett.

3-

 

Die Fans hat es wohl gefallen, die Zuschauer, die schon seit etwas längerer Zeit volljährig sind, rieben sich eher verwundert die Augen. Nach dieser rasanten Achterbahn ging es mit dem nachfolgenden Film, der mit fast vier Millionen Besuchern zu den erfolgreichsten französischen Filmen des Jahres avancierte, eher gemütlich weiter.

 

Der Auftragslover

Alex (Roman Duris) kann man mieten. Für das nötige Kleingeld bringt er im Auftrag ihrer Väter oder Freunde unglückliche Frauen dazu, Männer, die nicht gut für sie sind, zu verlassen. Eines Tages soll er Juliette (Vanessa Mrs. Johnny Depp Paradis) bekehren, doch ihr Verlobter scheint ein Heiliger zu sein - und der Termin für ihre Hochzeit rückt immer näher…

Ach, die Franzosen, mag man milde seufzen und sich verwundert die Augen reiben, wenn der Abspann über die Leinwand flimmert. Warum finden sie ausgerechnet diese vorhersehbare Komödie, die über erstaunlich wenig Witz und Tempo verfügt, so toll? Es muss wohl an den ungemein charmanten, gut aussehenden Hauptdarstellern liegen und den tollen Bildern von Südfrankreich, die einen vom nächsten Urlaub träumen lassen.

3-

 

Nach diesem Soufflé von einem Film kam deutlich schwerere Kost auf den Tisch:

 

The Road

Das Ende der Welt ist da: Nach einer nicht näher beschriebenen Naturkatastrophe stirbt unser Planet einen langsamen Tod, Erdbeben verwüsten die Kontinente und Städte, die Bäume sterben und mit ihnen die gesamte Tier- und Pflanzenwelt. Ohne Nahrung ist die Menschheit zum Untergang verurteilt. Durch dieses apokalyptische Szenario ziehen ein Vater (Viggo Mortensen) und sein kleiner Sohn durch Amerika, das nur noch ein blasser Schatten seiner selbst ist, auf der Suche nach einem Platz zum Leben…

Cormac McCarthy zählt zu den größten Gegenwartsautoren der USA und hat mit No Country for old man und All die schönen Pferde bereits zwei Romanvorlagen für Hollywood geliefert. Sein Stil ist knapp und verdichtet, sehr naturalistisch, seine Beobachtungen messerscharf, nicht gerade der ideale Stoff, um daraus eine Hochglanz-Hollywoodproduktion zu machen. Die Story ist düster und hinterlässt den Zuschauer in einer depressiven Grundstimmung, auch wenn sie am Ende noch mit einer hoffnungsvollen Note überrascht. Leider erzählt sie keine stringente Geschichte, sondern beschreibt eher den Zustand einer Welt, die in völliger Auflösung begriffen ist, sie ist elegisch, stimmungsvoll und bisweilen ungeheuer spannend, am Ende auch bewegend, die Bilder sind ungemein dicht und kunstvoll komponiert, die Darstellung des Vaters herzzerreißend. Sicherlich einer der beeindruckendsten Filme des Jahres, aber auch einer der düstersten.

2-

 

Nach so viel Tod und Verderben brauchte es dringend eine Komödie, um uns nicht mit Selbstmordgedanken in die laue Sommernacht zu entlassen:

 

Dinner für Spinner

Tim (Paul Rudd) winkt eine Beförderung, doch sein Chef (Bruce Greenwood) will ihn noch besser kennen lernen und lädt ihn zu einem speziellen Essen ein, bei dem jeder Gast einen Idioten mitbringen muss, über den man sich dann lustig macht. Tim hat Skrupel, doch dann läuft ihm Barry (Steve Carell) über den Weg, der nicht nur ein skurriles Hobby hat (er gestaltet Dioramen mit ausgestopften Mäusen), sondern durch seine tollpatschige Art Tims Leben völlig auf den Kopf stellt.

Francis Vebers Erfolgsfilm Dinner für Spinner war hierzulande eher ein Geheimtipp, in Frankreich aber so erfolgreich, dass Hollywood sich an einem Remake versucht. Der Anfang ist auch recht gut gelungen, doch Steve Carell ging mir doch sehr auf die Nerven, was aber durchaus an der späten Stunde liegen mochte. Für ein endgültiges Urteil benötige ich wohl eine zweite Sichtung…

 

Kurz vor fünf Uhr flackerte das letzte Bild über die Leinwand, und anschließend wankten die letzten Aufrechten des zweiten Sneak-Marathons in die trübe Münchener Morgendämmerung. Leider wird es wohl die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein, denn die Resonanz war doch eher verhalten (eine dicke Blamage für München), und auch einige IK-ler wurden schmerzlich vermisst. Die Stimmung war jedoch durchgehend toll, die Atmosphäre beinahe wie bei einer Familienfeier (nur ohne den Zoff).

Ein großer Dank gebührt aber CinemaxX für diesen zweiten Versuch, ganz besonders Theaterleiter Walter Liebold und seinem großartigen Team, die für einen reibungslosen Ablauf gesorgt haben, Torben Schiller für die Dispo und den Verleihern für ihre großzügige Unterstützung. Vielen Dank auch den wahren Filmverrückten, die uns durch ihre Anwesenheit unterstützt haben, von denen es aber leider zu wenige in Deutschland zu geben scheint. Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei, aber ob es eine weitere Auflage des Marathons geben wird (wo und in welcher Form auch immer), wird sich erst in einiger Zeit zeigen, und auch wenn es im Moment eher unwahrscheinlich scheint, wusste schon James Bond, dass man niemals nie sagen soll…