Last Update: 23.06.10

INSIDEKINO

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MARK G. IN LA-LA-LAND

 

5. Woche

1. Woche (mit Kritiken zu The Recruit, Final Destination 2, Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind, Chicago und Schmidt)

2. Woche (mit Kritiken zu Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen?, Deliver Us From Eva, Shanghai Knights und Daredevil)

3. Woche (mit Kritiken zu Gangs of New York, Bowling for Columbine, Y Tu Mama Tambien und Sprich mit Ihr)

4. Woche (mit Kritiken zu Old School, The Hours - Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Adaption. und Cradle 2 the Grave)

6. Woche (mit Kritiken zu Bringing Down the House, Tears of the Sun, Die Stunde des Jägers, BarberShop und Willard)

 

SAMSTAG 1. MÄRZ 2003

Heute war ein reiner Arbeitstag, angereichert mit Reisevorbereitungen.

 

Ich wurde in vielen E-Mails gefragt, wie ich denn die Kriegsdiskussionen während meines US-Aufenthalts erlebe. Natürlich ist der wahrscheinliche Irakkrieg Thema Nr. 1 in den Fernsehnachrichten. Aber im Gegensatz zu Deutschland sind die Sondersendungen nur auf die Nachrichtenkanäle beschränkt. Selbst das Saddam-Interview von CBS-Moderator Dan Rather fand im Rahmen einer wöchentlichen News Show (60 Minutes II) statt. Und zu meiner Überraschung wurde(n) die europäische(n) Sichtweise(n) im TV bislang recht objektiv dargestellt. Ganz anders sieht es in den Tageszeitungen aus. Auch hier ist der Irak Thema Nr. 1. Die Printpresse ging bis zu den Friedensdemos ungemein kritischer mit den kriegsablehnenden Regierungen und Nationen um - nach den Millionenmärschen wurde man objektiver und ging mehr auf die Gegenargumente ein. Typisch deutsch ist die Diskussion um den Zustand der deutsch-amerikanischen Freundschaft, denn es handelt sich um eine reine Geisterdiskussion. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, 99 % der Kritik ( - und in manchen Medien - des Hasses) geht in Richtung Frankreich und dessen Präsidenten (Deutschland wird da lediglich als Fußnote erwähnt).

Und dann sind da noch die persönlichen Erfahrungen. Ich wurde hier natürlich sehr oft gefragt, wie denn die europäische Sicht der Dinge ist. Und in meinen vielen Gesprächen stellte ich fest, dass (zumindest in L.A. - im Bible Belt sieht es wahrscheinlich ganz anders aus) die ablehnende Haltung eindeutig überwiegt. Ich fand nur einen bedingungslosen Kriegsbefürworter sowie einen Republikaner, der nur im Rahmen der UNO, einem Krieg zustimmen würde. Alle anderen Gesprächspartner lehnten einen Irakkrieg ab. Ich hoffe, ich konnte hiermit einige E-Mails beantworten...

 

         
         
   

MARK G. IN SIN CITY

 

SONNTAG 2. MÄRZ 2003

Highway 15 von L.A. nach Vegas...Schon in L.A. eine faszinierende Fahrt, da die Stadt wieder einmal smogfrei war und die schneebedeckten Gipfel der nordöstlichen Gebirgsketten zu sehen waren. Nach 4 1/2 Stunden Fahrt bin ich in Las Vegas angekommen. Da ich genügend Zeit hatte, habe ich gleich die Anmeldeformalitäten zur ShoWest Convention erledigt. Neben einer praktischen Aktentasche (samt blau blinkendem Kugelschreiber), die von der Zeitschrift Parade und Court TV gesponsert wurde und sämtliche Tickets zur Convention enthält, gab es die traditionelle ShoWest/Pepsi Goody Tasche. ...and the Goodies are:

Baseball Cap von Focus Features, ein bemalbarer Sinbad - Legend of the Seven Seas-Trinkbecher mitsamt vier farbigen Stiften von DreamWorks, ein XL-T-Shirt mit Dumb and Dumberer-Motiv von New Line, eine Packung Ricos Nacho Cheese Sauce, ein THX-Pin, eine Packung Zours (Punch Fruitz Chewy Sour Candies), ein Notizblock der L.A. Times, ein weißer Matchbox-Truck von der Loews Cineplex Kinokette, ein Thermoform-Plastikbecher von PMG, eine Packung Buddy Bears Gummi Bears, eine Packung Snickers POP'ables, eine Packung Muddy Bears (Chocolate Covered Gummi Bears !?!?!?!?!?!?!?), eine Packung Nestle Raisinets, eine Packung Ricos Nachos mit Salsa Cheese Dip to go, ein XL-T-Shirt mit Finding Nemo-Motiv von Disney/Pixar, ein Kofferanhänger von Universal Cinema Services, eine Packung Pop Weaver Microwave Popcorn mit Extra Butter, ein Namensschild von der Cawley Company, ein XL-T-Shirt mit Bulletproof Monk-Motiv von MGM, eine Packung Cookie Dough Bites, eine Packung AirHeads Blue Raspberry, eine Lupe von Frontrow Marketing, eine Packung Sour Patch Soft & Chewy Candy, ein Plastikverpackungsöffner von Paramount (wirklich praktisch), eine Packung Jelly Belly 21 Assorted Flavors, ein Minimousepad von Checker Patrol, ein Kühlschrankhafter von Preferred Popcorn, Prospekte von Sony Pictures Repertory & Pacific Concessions & Newspaper Association of America, Verlosungsteilnahmekarten von MGM und Cincom, sowie das offizielle ShoWest-Buch mit allen Grußworten und Veranstaltungen. Zu guter letzt: Ein Büchlein des Will Rogers Institute mit Kalorien- und Fett-Tabellen (passend zu all dem Junk Food in der Tasche).

 

MONTAG 3. MÄRZ 2003

Die ShoWest bietet viele verschiedene Veranstaltungen, nicht jede davon muss man besucht haben. So habe ich mir heute das International Day Frühstück gespart (zu früh) und "China: A View From All Perspectives".

Mein ShoWest-Tag begann mit "Hollywood Event Films at the IMAX Theatre". Busse brachten uns ins Luxor Hotel in dem uns die IMAX Corporation im dortigen Kino empfing. Sie zeigte uns, was die neue DMR-Technologie vermag, die gewöhnliche Kinofilme ins IMAX-Format überträgt. Als Beispiel gab es Ausschnitte aus Apollo 13 im gewohnten 35mm-Format, danach die selben Szenen im umgewandelten IMAX-Format. Was mich dabei am meisten überrascht hat, ist die Tatsache, dass Nahaufnahmen mehr an Intensität gewinnen als Special Effects-Szenen. Danach folgten Ausschnitte aus der IMAX-Version von Angriff der Klonkrieger, die mich allerdings überforderten - es gibt einfach zu viele Details zu betrachten. Danach wurde die 3D-Brille aufgesetzt für Szenen aus einem Nascar-Autorennenfilm, der demnächst in die Kinos kommt, und dem Trailer des Computer-animierten Trickfilms Santa vs. the Snowman. Besonders stolz war die IMAX Corporation darauf, dass man inzwischen die Kosten für IMAX-Kinos soweit gesenkt hat, dass man schon für drei bis fünf Millionen Dollar ein 350 Plätze-Haus errichten kann.

Zum Mittagessen luden Nielsen EDI und IMAX. Einer der Vorteile bei dieser Convention ist, dass man zu Tisch jede Menge Menschen aus aller Herren Länder kennen lernt und Visitenkarten austauscht (einer meiner Highlights bei meiner aller ersten ShoWest vor fünf Jahren war mein Tischnachbar Mr. Dolby - jawohl, der Erfinder des Tons). Diesmal waren meine unmittelbaren Nachbarn eine japanische Dame der Hollywood Foreign Press Association (der kleine Zirkel, der die Golden Globes vergibt), ein Mitarbeiter von Technicolor und ein Herr von DTS. Während des Essens, das meine aller erste gelbe Tomate beinhaltete, wurde der International Exhibitor of the Year ausgezeichnet (Yoji Ikushima) und der International Achievement In Filmmaking Award an Fernando Meirelles für den Film City of God übergeben.

Später luden Twentieth Century Fox International und United International Pictures ins Le Theatre Des Arts, wo die beiden Filmverleiher ihr Programm für die nähere Zukunft vorstellten. Die Fox zeigte Trailer von Agent Cody Banks, The League of Extraordinary Gentlemen und X-Men 2 sowie Making Of-Szenen aus Master and Commander und X-Men 2. Fünfzehn weitere Filme wurden in Worten vorgestellt. Am interessantesten waren die folgenden, bislang unbekannten Termine: The Fantastic Four (Anfang 2005), Robots, der neue Trickfilm von Ice Age-Regisseur Chris Wedge (Frühling 2005) und Ice Age II (2006).

Die UIP zeigte eine Trailerrolle: The Hulk, The Core, Johnny English (NEU), The Life of David Gale, Old School, Intolerable Cruelty (Ausschnitte aus dem neuen Film von Joel & Ethan Coen), Love Actually (die Ausschnitte aus dem Regiedebüt von Richard Curtis sahen recht vielversprechend aus) und How to Lose a Guy in 10 Days. Angekündigt wurde außerdem The Italian Job, Sinbad, American Wedding (American Pie 3), Timeline, MI:3, The Cat in the Hat, Thunderbirds und Shrek 2. Regisseur Stephen Sommers zeigte (auf Video) Skizzen zu seinem Abenteuerfilm Van Helsing. Außerdem wurde bekannt, dass der erste Trailer von Lara Croft and the Cradle of Life zum Start von The Core am 28.3.03 zu sehen ist.

Am Abend ging es (wieder mit Bussen) ins Century Orleans 18 Theatre-Multiplex, wo der traditionelle "An Evening of Independent Films" stattfand. Fünf Filme standen wie immer zur Auswahl, nur zwei davon (um 18.00 Uhr und um 21.00 Uhr) kann man sehen. Zwischen den Vorstellungen gab es ein Get Together  mit Büffet. Ich verzichtete auf Camp von Todd Graff, Nomaden der Lüfte von Jacques Perrin und The Cooler von Wayne Kramer mit William H. Macy und Alec Baldwin. Stattdessen sah ich:

 

 

3

Nicht jeder Film aus Neuseeland trägt das Wort Ringe im Titel. Whale Rider von Niki Caro (seit Wochen die Nr. 1 in NZ) zeichnet die Geschichte eines jungen Maori-Mädchens (sehr gut: Keisha Castle-Hughes), das gegen Traditionen ankämpfen muss, die der von ihr geliebte Großvater aufrecht erhalten will. Klingt wie die pazifische Version von Kick It Like Beckham und dem ist auch so - statt Fußball spielen allerdings die Suche nach einem neuen Stammeshäuptling und gestrandete Wale die Emanzipationsrolle, statt einer indischen Tochter gibt es eine Maori-Enkelin in der Hauptrolle. Ein schöner, gelungener Film, aber leider ein Film in einer langen Reihe ähnlicher z.T. aktueller Filme.

 

2+

Was wäre, wenn Alfred Hitchcock einen übernatürlichen Thriller in der heutigen Zeit gedreht hätte? Das Resultat wäre sicherlich vergleichbar mit Hypnotic von Nick Willing. Goran Visnjic (E.R.) mimt einen Hypnose-Psychologen, der die Gabe hat, sich in die Gedankenwelt der Hypnotisierten einzuklinken. Widerwillig versucht er, einem Beinaheopfer (ein junges Mädchen) eines Ritualmörders zu helfen und gerät dabei immer tiefer in die Bredouille. Stellenweise hochspannend (inklusive billiger - gut gemachter - Schockeffekte), manchmal blutig (allerdings spielt sich der meiste Schrecken nur im Kopf ab), und immer sehenswert (bis auf die Szenen in denen dieser Rezensent die Augen schließen musste). Abstriche gibt's für eine unehrliche falsche Fährte und dem Schluss, der nicht jeden Zuschauer zufrieden stellen wird - aber dennoch funktioniert.

 

DIENSTAG 4. MÄRZ 2003

Heute ließ ich wieder das Frühstück (um 07.45 Uhr!) ausfallen, diesmal mit den aufregenden Themen "Increasing Theatre Profits Through Managed Cleaning Programs and Temporary Staffing Services" sowie "Challenging Times In the Insurance Industry".

Um 9.15 Uhr wurde die ShoWest offiziell von Produzent Neal H. Moritz eröffnet, der einen Zusammenschnitt aller Filme präsentierte, die im letzten Jahr die $100 Mio.-Marke überschritten, darunter auch zwei seiner Produktionen: xXx und Sweet Home Alabama. Da ein bisschen Eigenwerbung nicht schaden kann, präsentierte er den ersten Trailer seines potentiellen Sommerblockbusters S.W.A.T. mit Samuel L. Jackson, Colin Farrell und L.L. Cool J..

Danach trug traditionsgemäß Jack Valenti, der Chef der MPAA (die Interessenvereinigung von sieben Major Studios) und witzig wie immer, seinen Bericht zur Lage der Kinobranche vor und präsentierte voller Stolz ein Umsatzplus von 13,2 % für die US-Kinos (insgesamt 9,5 Milliarden Dollar) und ein Besucherplus von 10,2 % im vergangenen Jahr. 1,64 Milliarden Kinobesucher bedeuten den höchsten Stand seit 1957. Dann wurde Valenti ernster, denn die durchschnittlichen Produktionskosten der MPAA-Firmen, die 2002 immerhin 225 Filme in die Kinos brachten, stieg um 23 % auf $58,8 Millionen. Klitzekleiner Lichtblick: Die Marketing- und Startkosten sanken um 1 % auf $30,6 Millionen. Damit liegt die durchschnittliche Gesamtinvestition pro Film bei $89,4 Mio.! Wie schon am Vortag, wies Valenti auch auf das immer größere Problem der Piraterie hin.

Nach ein paar weiteren Reden stellte Regisseur Jim Sheridan seinen Film In America vor, den Fox Searchlight präsentierte (Kritik s.u.), gespickt mit ein paar persönlichen Anekdoten. Danach lud das Ministudio zum Mittagessen (mitsamt dem üblichen Visitenkartentausch zu Tische) und präsentierte eine Trailerrolle mit Bend (Kick) It Like Beckham, The Good Thief, The Dancer Upstairs, L'Auberge Espagnole, Le Divorce, Garage Days (Ausschnitt aus dem Alex Proyas-Film), 28 Days Later, The Cannibal's Daughter, Thirteen (Filmausschnitt), In America, Club Dread (Ausschnitt), The Clearing (Ausschnitt) und Johnson Family Vacation (Ankündigung). ONLY IN AMERICA: Dann kündigte der Searchlight-Chef den aller ersten Trailer zu Bernardo Bertoluccis The Dreamers an und bat alle Kinder und auf Sexszenen empfindlich reagierende Personen, den Saal zu verlassen. Es folgten Szenen aus einer netten Menage á Trois-Geschichte, die im Paris der 68er-Revolte spielt. Das bisschen nackte Fleisch, das zu sehen war, würde jedem Europäer nur zu einem Achselzucken veranlassen. Dennoch der erste Bertolucci-Film seit Jahren, der mich persönlich interessiert. Neben dem Essen spendierte Searchlight einen Tischkalender und einen weiteren beleuchteten Kugelschreiber.

Die ShoWest besteht nicht nur aus Veranstaltungen, Seminaren und Produktvorstellungen der Filmverleiher, sondern beinhaltet auch die größte Kino-Tradeshow der Welt. Etwa 250 Firmen präsentieren alle möglichen Variationen an Kinotechnik, Bestuhlung, Reinigungsmittel, Werbemittel, Verpflegung usw. - die ideale Gelegenheit den Junk Food und Getränkebestand wieder aufzufüllen. Natürlich nascht man auch das eine oder andere Produkt und ist deswegen immer wieder dem Risiko ausgesetzt, schrecklich schmeckende Artikel zu erwischen, die tatsächlich von der Lebensmittelbehörde zugelassen wurden. Die größten Stände haben die ewigen Konkurrenten Pepsi und Coca Cola, die natürlich auch Goodies zu vergeben haben (z.B. ein weiteres XL-T-Shirt von Coca Cola). Paramount ist das einzige Filmstudio, dass einen eigenen Stand besitzt und dort Reklame für die neuesten Produktionen macht. Es wurde extra eine Höhle aufgebaut, in der Requisiten von den Dreharbeiten und der erste Trailer von Lara Croft: Tomb Raider - The Cradle of Life zu sehen war. Während man auf die Aushändigung des Paramount Goody-Bags wartete, konnte man auf einer Trailerrolle die ersten Vorspänner von The Italian Job (sieht recht ordentlich aus) und Richard Donners Michael Crichton-Verfilmung Timeline (dito) sehen. Die Paramount-Tasche (Motiv Lara Croft) beinhaltete folgende Goodies:

Eine The Core-Baseballmütze, ein Rugrats Go Wild-Babyfläschchen im XXXXXL-Format, die aktuellen Paramount und Paramount Classics-Staffeln sowie eine Miniaturausgabe (ca. 40 cm) eines chinesischen Tonsoldaten.

Das Abendessen wurde gesponsert von DLP Cinema und Boeing Digital Cinema. Eingebettet zwischen einer Kinobetreiberfamilie aus Denver und Kollegen aus Taiwan, gab es den offiziellen Kinotrailer zur 75. Oscar-Verleihung zu sehen. Als Geschenk gab es von DLP irgendetwas Computer-technisches, dessen Funktion glücklicherweise weder von der Bedienungsanleitung, noch von der Installations-CD, noch von der Verpackung, noch von den Gastgebern erklärt wurde - Gott sei Dank war ich nicht der einzige Idiot dort...

Zu guter letzt zeigte uns die Disney-Company den fünften Pixar-Streich Finding Nemo. Die Show begann Las Vegas-Style mit Robert Goulet, der Randy Newmans "You Got a Friend In Me" sang, 15 Tänzerinnen, einer Big Band und einem Konfettiregen aus Papierfischen. Danach erinnerte uns Disneys Animationschef Dick Cook mit Filmausschnitten an die vergangenen Pixar-Erfolge Toy Story ($362 Mio. weltweit), Das große Krabbeln ($363 Mio.), Toy Story 2 ($485 Mio.), Die Monster AG ($524 Mio.), und kündigte Pixar-Boss Steve Jobs (Apple anyone?), der wiederum John Lasseter, den kreativen Kopf von Pixar ankündigte, der wiederum Andrew Stanton, den Regisseur von Finding Nemo ankündigte. Die Fassung, die wir gesehen haben, war zu etwa 98 % fertig.

 

 

1-

Jim Sheridans neuester Film, der autobiographische Züge enthält, ist Gefühlskino vom Feinsten. In America erzählt die Geschichte eines irischen Elternpaares (sehr gut: Samantha Morton und Paddy Considine), das nach dem Verlust ihres fünfjährigen Sohnes mit den beiden Töchtern (exzellent gespielt von den Real Life Schwestern Sarah & Emma Bolger) ein neues Leben in New York beginnen will. Der Kampf der vier gegen widrige äußere Umstände und um den inneren Zusammenhalt der Familie ist äußerst bewegend, spannend, lebensnah, hoffnungsvoll und allemal sehenswert.

 

2-

Der fünfte Streich von Pixar ist wieder perfekt animiert, die Stimmen großartig gecastet, die Story und Inszenierung auch für Erwachsene kurzweilig, voller Humor und Spannung, und wird garantiert wieder ein Megahit.

Leider setzt nach fünf Filmen - zumindest bei mir - eine gewisse Formelmüdigkeit ein. Wieder gibt es einsame Helden auf verlorenem Posten, die sich auf den vermeintlich aussichtslosen Weg machen, Buzz Lightyear, falsch, den Ameisenstamm, wieder falsch, Cowboy Woody, das war doch TS2, ein kleines Menschenkind, noch mal falsch, den Clownfischjungen Nemo, richtig, zu retten.

In Findet Nemo wird die Formel aber etwas besser umgesetzt als im letzten Film und so schiebt sich der Familienfilm in der Pixar-Qualitätsreihenfolge in die Mitte: 1. Toy Story, 2. Toy Story 2, 3. Das große Krabbeln und Findet Nemo (Gleichstand) und 4. Die Monster AG.

Wer also ein Freund der ersten vier Pixar-Filme ist, wird auf jeden Fall nicht enttäuscht werden.

 

MITTWOCH 5. MÄRZ 2003

Gott sei Dank musste ich die meisten Termine heute nicht wahrnehmen und so konnte ich endlich einmal etwas ausschlafen (die letzten Nächte ging es erst um 02.30 Uhr ins Bett). Ich verpasste das Frühstück von Nestle und Screenvision mit weiteren Preisvergaben, das Seminar "Piracy: The World's Concern" und die Showmanship Awards vom Hollywood Reporter (alle Termine am Vormittag).

Danach luden zwölf US-Verleiher zum Mittagsbüffet und "Schmooze-A-Rama". Jeder der Verleiher hatte einen kleinen Stand aufgebaut, verteilte Goodies und Getränke und man konnte sich in verschiedenen Dekos fotografieren lassen, d.h. bei Universal gab es eine Hochzeitskulisse samt Braut, Bräutigam und Hochzeitstorte zum Film American Wedding (American Pie 3), bei MGM sind es hübsche Blondinen für das Natürlich Blond-Sequel etc.. Und es gab wieder einmal ein Goody Bag, neben den US-Staffeln der Filmverleiher befand sich darin:

Ein Terminator 3-Baseballcap von WB, ein verletzter Anger Management-Teddybär von Columbia, ein bemalbares Sinbad-T-Shirt Größe S mitsamt fünf Filzstiften von DreamWorks, ein XL-T-Shirt Pirates of the Caribbean von Disney, ein in Herzform gepresstes XL-T-Shirt zum Film 21 Grams von Focus, ein mit einem Armreif gefüllter Mädchengeldbeutel mit How to Deal-Motiv von New Line, eine Legally Blonde 2-Tasche von MGM, ein American Wedding-XL-T-Shirt von Universal, einen roten Deluxe-Fächer, einen Cinema Logistics Notizblock, eine Trailer-DVD von Technicolor, ein Matrix-Notizblock mit holographischem Cover sowie eine PC-Maus und CD-Rom von 20th Century Fox.

Am Nachmittag gab es wunderbares Wetter und die Seminare "State of Film Marketing", "Great Promotional Ideas for Movie Exhibitors and Studios" und "Digital Cinema - Today and Tomorrow". Ich entschied mich für das schöne Wetter, spazierte zunächst den Strip entlang und arbeitete danach für anderthalb Stunden am Swimming Pool (zum schwimmen war es aber zu kalt).

Am Abend lud Columbia und Revolution Studios zur Vorführung von Anger Management mit Adam Sandler und Jack Nicholson. Sony Chef Jeff Blake stellte Revolution Chef Joe Roth vor, der wiederum Adam Sandler ankündigte, der sich ein paar Minuten Zeit nahm, das Publikum zu unterhalten. Nach der Vorstellung gab es einen Party-ähnlichen Empfang mit einem Käse- und Dessertbüffet. Außerdem bekam jeder Besucher ein Anger Management-Baseballcap, T-Shirt Größe L und eine Knetkugel.

Miramax zeigte am späten Abend noch den Dokukonzertfilm Dysfunktional Family mit Eddie Griffin, der mich aber nicht interessierte.

 

 

3

Adam Sandler ist in Interviews und Late Show-Auftritten meist recht witzig, in seinen Filmen eher nicht. Jack Nicholson ist ein verdammt guter Schauspieler, der aber manchmal Rollen nur wegen des Geldes übernimmt.

Dennoch ist Die Wutprobe (Gratulation an die dt. Columbia für den gelungenen dt. Titel) ein harmloser Spaß geworden, der einen sehr zurückhaltenden Sandler und einen chargierenden Nicholson bietet - wer hätte gedacht, dass Sandler den Straight Man mimen würde?

 

DONNERSTAG 6. MÄRZ 2003

Der heutige Tag begann vielversprechend mit dem von Stacy Snyder angekündigten Product Reel der Universal Studios. Fast alle Filme haben Aussicht auf Hitstatus. Auch die neuesten Szenen aus der Jim Carrey-Komödie Bruce Almighty sind witzig, 2 Fast 2 Furious interessiert mich zwar überhaupt nicht, sieht aber genauso aus wie der erste Teil. Je mehr ich aus The Hulk sehe, umso zuversichtlicher bin ich, dass Ang Lee doch der richtige Regisseur war. Seabiscuit sieht aus wie ein potentieller Oscar-Kandidat mit Breakout-Potential. Die Ausschnitte aus American Wedding (American Pie 3) kamen vor der versammelten Kinobranche sehr gut an, ein weiterer $100 Mio.-Erfolg ist so gut wie sicher. Johnny English mit Rowan Atkinson wird wohl eher in Europa ein Hit. Trotz der Präsenz von "The Rock" scheint Welcome to the Jungle durchaus Potential zu besitzen. Honey mit Jessica Alba und Mekhi Phifer ist ein Flashdance der 00er Jahre und dürfte bei der Jugend gut ankommen. Intolerable Cruelty, der neue Film der Coen Brüder mit George Clooney und Catherine Zeta-Jones, sieht aus wie eine moderne Variante eines Rock Hudson/Doris Day-Films und könnte der bislang größte Erfolg der Coens werden. Love Actually, das Regiedebüt von Richard Curtis (Notting Hill, Bridget Jones, Bean, 4 Hochzeiten & ein Todesfall) mit der Creme de lá Creme des britischen Kinos, ist mit Sicherheit der größte europäische Hit des Jahres. The Cat in the Hat mit Mike Myers, die neue Verfilmung eines Dr. Seuss-Kinderbuches, interessiert mich genauso wenig, wie dessen Grinch, dürfte aber in den USA durchaus ein Weihnachtshit werden. Eine sehr angenehme Überraschung waren die ersten Ausschnitte aus P.J. Hogans (Die Hochzeit meines besten Freundes und Muriels Hochzeit) Realverfilmung von Peter Pan - auch ohne Superstars sicherlich ein Weihnachtshit. Wie schon am Montag wurden die von Stephen Sommers (Die Mumie) präsentierten Entwürfe für Universals Blockbusterhoffnung des Sommers 2004, Van Helsing mit Hugh Jackman in der Titelrolle, gezeigt.

Danach luden Pepsi-Cola und Universal Pictures zum Mittagessen. Pepsi, einer der Hauptwerbepartner für drei Universal-Filme, zeigte einen Teil der Werbekampagne zu The Hulk. Außerdem gab es als Goody eine Universal-Reisetasche mit T-Shirts zu den Filmen Cat in the Hat, 2 Fast 2 Furious und The Hulk.

Am Nachmittag präsentierte Warner Bros. Dreamcatcher - den Film, den ich am sehnsüchtigsten erwartet habe. Regisseur Lawrence Kasdan sprach ein paar einleitende Worte. Die Stephen King-Verfilmung war der einzige Film, den ich bei der ShoWest gesehen habe, der keinen Schlussapplaus bekam.

 

 

4

Time and time again, verlässt man das Kino enttäuscht, da man zu hohe Erwartungen gehabt hat. Aber ich musste ja hohe Erwartungen haben, da einer meiner Lieblingsregisseure, Lawrence Kasdan, bei Dreamcatcher Regie führte und er das Drehbuch zusammen mit einem meiner Lieblingsautoren, William Goldman, nach einer Romanvorlage von Stephen King schrieb (Goldman schrieb auch die grandiose King-Verfilmung Misery).

Ich habe das King-Buch nicht gelesen, der Film wirkt aber wie ein King-Buch. D.h., es sind Elemente vorhanden, die Spannung erzeugen, aber auch Szenen, die nur Kopfschütteln verursachen. Ohne die Vorlage gelesen zu haben, glaube ich, dass Goldman & Kasdan nicht viel mehr aus ihr herausholen konnten.

Nicht hilfreich ist die Tatsache, dass innerhalb des Filmes an zu vielen Fronten gekämpft wird und manches nur auf der Behauptungsebene funktioniert.

Da es aber nicht viele übersinnliche SF-Horrorfilme gibt, die im Winter spielen, sollten Fans dieses Subgenres (ohne große Erwartungen) durchaus auf ihre Kosten kommen.

   
   

 

Die letzte Veranstaltung der ShoWest ist traditionsgemäß ein von Coca Cola gesponsertes Abendessen und die Preisverleihung der ShoWest Awards. Diese ShoWest Awards sind völlig überflüssig und dienen nur dazu, dass die versammelten Kinobesitzer ein paar Stars zu Gesicht bekommen. Dieser Event war mit 4h auch dieses Jahr viel zu lange und meist langweilig. Jamie Kennedy (der Horrorfilmfachmann aus Scream) war der Moderator des Abends, Nicolas Cage, Gary Oldman, Kevin Neelon und die Regisseure Rob Marshall und Barry Levinson waren die bekanntesten Preisüberreicher, ausgezeichnet wurden Catherine Zeta-Jones (Supporting Actress of the Year), Christopher Walken (Supporting Actor), Sam Mendes (Director), L.L. Cool J. (Male Star of Tomorrow), Alison Lohman (Female Star of Tomorrow), Chris Wedge (Animation Director), David Heyman (Producer), Antwone Fisher (Screenwriter), Diane Lane (Female Star), Adam Sandler (Male Star), Brian Grazer (Lifetime Achievement Award). Mit Ausnahme von Mendes waren alle Gewinner anwesend. Die witzigsten Reden hielten Neelon & Sandler. Von Oldman erfuhren wir, dass er für die nächsten zwei Harry Potter-Filme verpflichtet wurde.

 

FAZIT: Nach sechs Filmen, zwölf T-Shirts, vier Baseballcaps, unzähligen Filmausschnitten, Junk Food und jede Menge Smalltalk ging meine dritte ShoWest zu Ende. Obwohl ich gerne hier war, überwiegt die Enttäuschung, da die Filmstudios dieses Jahr viel zu wenig aus ihren kommenden Produktionen zeigten (Universal und Fox Searchlight sind da die rühmlichen Ausnahmen). Aber meine acht Neffen und Nichten können sich über viele Goodies freuen...

Ach ja: Es waren noch nie so wenig deutsche Delegierte hier, muss wohl an Saddam liegen...

   
         
         

 

FREITAG 7. MÄRZ 2003

Highway 15 von Vegas nach L.A.

 

1. Woche (mit Kritiken zu The Recruit, Final Destination 2, Geständnisse - Confessions of a Dangerous Mind, Chicago und Schmidt)

2. Woche (mit Kritiken zu Wie werde ich ihn los - in 10 Tagen?, Deliver Us From Eva, Shanghai Knights und Daredevil)

3. Woche (mit Kritiken zu Gangs of New York, Bowling for Columbine, Y Tu Mama Tambien und Sprich mit Ihr)

4. Woche (mit Kritiken zu Old School, The Hours - Von Ewigkeit zu Ewigkeit, Adaption. und Cradle 2 the Grave)

6. Woche (mit Kritiken zu Bringing Down the House, Tears of the Sun, Die Stunde des Jägers, BarberShop und Willard)

 

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